Montag, 27. Oktober 2014

Und wieder: Tschüss Oma

Gestern ist meine Oma eingeschlafen, nach anderthalb Wochen im Koma. Ich habe das letzte Bild von ihr gesucht, das auf der Hochzeit unseres Sohnes entstanden ist, und es freut mich so sehr, dass sie das noch miterleben durfte.


Neben ihr sitzt mein Opa mütterlicherseits, die beiden sind also kein Paar, es war aber sehr rührend, auf der Hochzeit zu beobachten, wie mein Opa ihr den Arm gereicht hat und mit ihr durch den Tag gegangen ist. Zum Essen, zum Kuchen, zu allem.

Meine Oma war klein und kompakt, ihre Haare hatten immer ein Eigenleben, meistens ein wirres, und die meiste Zeit ihres Lebens kenne ich sie in Kittelschürze. Oma war warmherzig und liebevoll. Ich weiß noch genau, wie ich die Ferien bei Oma und Opa verbracht habe, als das erste Mal "Die Dornenvögel" lief. Meine Güte, haben wir geheult!
 
Gutes Essen hat bei Oma und Opa väterlicherseits immer eine große Rolle gespielt. Ein top angelegter Gemüsegarten und diverse Obstbäume und Obstbüsche lieferten die Grundlage für immer frische Zutaten. Als Kind habe ich Stunden in den Erbsenbeeten verbracht, und mir die süßen Schoten gepflückt und gleich an Ort und Stelle in den Mund gesteckt. Immer gab es beim Gang durch den Garten eine frisch geschrabbte Möhre, es war für mich ein Paradies und wäre es auch heute noch, aber das Haus ist längst verkauft und wahrscheinlich gibt es jetzt dort Rasenflächen und kein Gemüse mehr...
 
Regelmäßig nach dem Mittagessen ging mein Opa hoch ins Schlafzimmer zum Mittagsschlaf. Ich durfte mitkommen ins Bett, unter seine warme Bettdecke, und dann hat er mir immer eine selbsterdachte Geschichte erzählt. Alle fingen auf die selbe Art an: "Es war einmal ein kleines Mädchen, das hieß Dani...." Ich hörte gespannt zu, dann schlief Opa irgendwann ein, ich schälte mich aus seinen Armen und schlich mich wieder nach unten, denn dort räumte Oma die Küche auf und man konnte so herrlich bei ihr malen, Knöpfe annähen, oder Kleingeld zählen.
 
Da ich ihr erstes Enkelkind war, habe ich den ganzen ersten stolzen Schwung Enkel-Liebe abbekommen, wofür ich heute immer noch dankbar bin. Auch als ich erwachsen war, habe ich die beiden gerne besucht, mein Opa ist leider schon früh gestorben und hat unseren Sohn nur noch als Baby gekannt.
 
Nun kannst du deinen "Heinzelmann" wieder sehen, Oma. (Mein Opa hieß Heinz). Zeitlebens wart ihr unzertrennlich, nun seid ihr endlich wieder zusammen.
 
Wie wär´s also mit Erbsenbeeten dort oben?  
 
Tschüss, Oma. Mach´s gut.
 
 Ich hab dich lieb.

Keine Kommentare: