Sonntag, 19. November 2017

Schwimmen



Jedes Wasser, in das ich steige, scheint mir zu sagen "Da bist du ja wieder."

Und wenn es nicht so gut läuft im Leben, wenn es grad alles schwer ist, dann ist Wasser mein Heilmittel. Kennt ihr das auch?

Wir kommen alle aus dem Wasser, schließlich sind wir 9 Monate darin rumgeschwommen, und mein Körper erinnert sich mit jeder Faser daran, sobald ich im Wasser bin.

Ich mag weder meine Schwimmsachen packen, noch mag ich es, mich abends im Dunkeln noch auf dem Weg in ein Schwimmbad zu machen, noch mag ich all meine dicken Winterklamotten ausziehen, einen Badeanzug anziehen und auf dem Weg von der Dusche ins Becken friere ich mir den Arsch ab und denke nur "echt jetzt?"

Und dann steige ich ins Wasser und mache meine ersten Schwimmzüge und vergesse einfach die Welt um mich herum. Ich mach mich klein und ich mach mich wieder lang und ich sehe meine Luftblasen im Wasser aufsteigen, wenn ich unter Wasser ausatme, und durch meine Schwimmbrille verschwimmt auch die Welt um mich irgendwie. Am anderen Ende angekommen atme ich ein paar Mal schwer und unter Wasser schlägt mein Herz schneller, und dann stoße ich mich wieder ab und mache mich wieder lang und mache mich wieder klein und wieder lang. Unter Wasser funktioniert mein Körper besser als an Land.

Wenn ich mir am Anfang eine Bahn aussuche, dann muss ich gucken, dass ich hinter jemandem schwimme, der schneller ist als ich, das spornt mich an und ich muss nur immer einmal ausweichen, wenn wir uns nach der Wende begegnen. Es gibt nicht viele, die schneller sind als ich. Ich bin wie ein Fisch, fürs Wasser gemacht.

Es gibt eine halbe Stunde nur das blaue Becken, meine Luftblasen, meine Hände, die das Wasser wegschieben, meine Muskeln, die anfangen, zu schmerzen, auf eine gute Art, ein guter Schmerz.

Es gibt keine Gedanken in der halben Stunde, nur Genuss, nur einfach da sein. Kein einziger Gedanke hat Platz. Nur meine Atmung, die kleinen Wellen, das blaue Licht, der Herzschlag, der Rhythmus.

Am Ende sitze ich noch zwei Minuten am Beckenrand. Ich hole Luft, ich wringe meine Haare aus und reibe mir meine Abdrücke von der Schwimmbrille weg.

Alles an mir ist jetzt warm, ich bin faser-rein, nicht nur porentief, sondern faser-tief, denn bis in meine Knochen bin ich jetzt sauber. Einmal durchgespült.

So ist das mit mir und dem Wasser....

Wollte ich nur mal so erzählen.

Habt einen feinen Sonntag..! Macht was Gutes draus.

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